Newsletter # 6, September 2024

Liebe Teilnehmer*innen am bundesweiten Projekt „Saatgut leihen – Vielfalt ernten“!

Der Handel mit Saatgut wird staatlich kontrolliert. Sorten ohne amtliche Zulassung dürfen nicht für gewerbliche Zwecke in Verkehr gebracht werden.

Viele traditionelle samenfeste Sorten aber haben keine Zulassung, einige wenige haben eine Zulassung als Erhaltungs- und Amateursorte oder sie besitzen eine Opensource Lizenz. Das bedeutet, Sie finden diese Sorten garantiert nicht im Supermarkt und Saatgut dieser Sorten können Sie nicht im Gartenfachhandel oder Baumarkt kaufen. Aber wir können diese Sorten untereinander tauschen, teilen, ausleihen und verschenken. Das ist nicht verboten! Wir haben darauf geachtet, dass alle Sorten in diesem Projekt diesen Kriterien entsprechen. Also legen Sie los: Ernten, verleihen, verschenken, teilen und tauschen Sie Ihr neu gewonnenes Saatgut miteinander.

Bitte nicht vergessen:

Bringen Sie bitte ein bis drei Portionen Saatgut wieder zurück in Ihre Bibliothek.

Es gibt einen Beitrag zu unserem Projekt und der Vielfalt, die Sie in unseren Saatgutkisten entdecken können, aber nicht im Supermarkt finden, beim WDR gezeigt in der Reihe „Neugier genügt: Saatgut aus der Bibliothek – Da wächst noch was!“ (https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/neugier-genuegt/feature-saatgut-bibliotheken-100.html)

Nach den Erbsen und Tomaten wird nun nach und nach das Saatgut von Salat, Bohnen und Gartenmelde reif. Je nach Sorte kann sich die Ausreifung „Ihrer“ Sorte allerdings bis in den Oktober hinein hinziehen. Besonders Stangenbohnen und Gartenmelde lassen sich Zeit damit.

Wir haben für Sie folgendes vorbereitet:

Bei Fragen oder Problemen helfen wir gerne. Entweder per E-Mail (info@saatgutleihen.de) oder in unserer Facebookgruppe „Saatgut leihen – Vielfalt ernten“. Für Ihren Eintritt in die Gruppe bitte die Fragen beantworten. Sie werden zeitnah freigeschaltet.

Viel Freude im Garten!

 

Unsere fünf Gemüsearten: Was liegt im September an?

 

Tomaten

Die Saatguternte sollte nun im September abgeschlossen sein, denn von den Tomaten werden im Juli bis August von den jeweils ersten vollreifen Früchten Saatgut geerntet.

Solange das Wetter gut ist, setzen die Tomatenpflanzen bis in den Oktober hinein neue Blüten und Früchte an. Da diese nun nicht mehr ausreifen können, werden ab Ende August neue Blüten entfernt.

Tomatensaatgut vergären, Renate Düring, VEN

Die Saatguternte wurde im Newsletter # 5 (http://saatgutleihen.de/node/85#gemuese) beschrieben.

 

Salat

Je nach Sorte beginnt zwischen Ende Juli und Anfang August die Abreife der Samen von Kopf- und Schnittsalaten. Die gelben Blüten öffnen sich nach und nach, so dass die ersten Samen schon reif sind, während an den Rändern und an den Seitentrieben noch Blüten zu sehen sind. Die ersten ausgereiften Samen von den oberen Blüten des Haupttriebes und als Mischung von mehreren spät blühenden Pflanzen sind die besten. Diese können nach und nach abgezupft werden. Der richtige Zeitpunkt ist gekommen, wenn man den Pappus, so werden die kleinen Schirmchen an der Saat bezeichnet, bei mehreren Blüten erkennen kann. Der Samen ist reif, wenn die Samenkapseln bei leichtem Reiben zwischen Daumen und Zeigefinger zerfallen und den Samen freigeben. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Blüte in Gänze ausgeblüht ist, kann der gesamte, nun recht trockene Blütenkopf, über einem großen Eimer oder einer Schale ausgeklopft werden.

Salatblüten und Samen

Anschließend muss wie beim Getreide die Spreu vom Weizen, in diesem Fall also die feinen Schirmchen und Blätter u.ä. von den Salatsamen getrennt werden. Dafür wird das Saatgut in eine flache Schale gefüllt und durch behutsames Auspusten gereinigt werden. Die Samen einige Tage trocknen lassen. Anschließend das Saatgut in Tütchen oder Gläsern zusammen mit allen Informationen, die Sie mit dem Etikett erhalten haben, kühl und trocken lagern. Salatsamen behalten 3-4 Jahre ihre Keimfähigkeit.

Schöne große und gut ausgereifte Salatpflanzen, die Fachleute nennen diese „Samenträger“, ergeben 10 bis 15 g Saatgut.

Das ergibt viele Tütchen für die Rückgabe an Ihre Bibliothek und zum Verschenken. Bitte füllen Sie je Tütchen etwa 30 Samen ab, gerne auch ein wenig mehr. Wenn Sie mehr als eine Tüte zurückgeben möchten, bitte alle Informationen von der ausgeliehenen Saatguttüte übernehmen.

 

Hinweis

Eigentlich ist die Ernte von Salatsamen recht einfach. Heikel wird es allerdings, wenn während der Ausreifung der Samen langanhaltendes feuchtes Wetter herrscht. In diesem Falle verkleben und verpilzen die feinen weißen Schirmchen, unter denen sich die Samenkörner befinden. Bei regnerischem Wetter ist ein provisorisches Regendach ratsam oder die besten und schönsten Pflanzen werden vorsichtig ausgegraben und in einem Kübel unter einem Dachvorsprung weiter gepflegt.

Eine Bitte: Auf keinen Fall verpilztes oder feuchtes Saatgut zurück geben!

 

Filmtipp

VEN-Mitglied Haiko Kuntze hat dazu einen kurzen Film (https://watchbetter.com/video/943bb72d-0ef8-4e06-a80f-2a56a16cf5c0) für uns produziert. Sehenswert und gut erklärt ist außerdem der Beitrag von Longo Mai (https://www.diyseeds.org/de/film/lettuce/).

 

Gärtner*innentipp: Aussaat von Salatsaat mit Gestrüpp im Februar

Bei der Saatguternte von Salat im Spätsommer fällt reichlich Gestrüpp an, das aber noch sehr viel Saatgut enthält. Diese grobe, ungereinigte Saatgut (plattdeutsch: Kaff) verwahre ich gesondert. Im Frühjahr ab Februar, sobald die Wetterbedingungen es zulassen, säe ich dieses Kaff breitwürfig auf ein vorbereitetes Beet. Die Saat harke ich leicht ein und drücke sie mit dem Rücken der Harke vorsichtig an. Anschließend verteile ich das grobe Gestrüpp als leichten Schutz oben auf. Auf diesem Beet laufen dann in den nächsten 4 Wochen sehr viele Sämlinge auf, die ich erst einmal alle wachsen lasse. Sobald sie eine entsprechende Größe haben, schneide ich einige Pflanzen heraus für einen allerersten Frühlingssalat. Die Pflanzen ernte ich nach und nach bis Mai ab. Dieses Quartier ist damit hervorragend vorbereitet für die Bohnenaussaat ab Mitte Mai. Als Gärtner*in habe ich damit einen doppelten Nutzen: Erstmal eine nützliche Gründüngung auf dem Beet, und zum Zweiten eine ausreichende Ernte an grünem Salat.

 

Gartenmelde

Die Gartenmelde braucht besonders viel Zeit zum Ausreifen ihres Saatgutes, denn die Pflanzen werden in der Regel bis zu 180 cm hoch und entsprechend breit. Ende September aber werden wir bei der Gartenmelde mit besonders viel und reichlich Saatgut beschenkt. Also haben Sie bitte noch ein wenig Geduld.

Sobald die äußere Hülle der Samen trocken und braun ist, werden die Blütenstände möglichst bei sonnigen Wetter abgeschnitten. Falls diese dennoch ein wenig feucht sind, diese bitte zum Nachtrocknen aufhängen. Die Samen werden von den Ästchen gestreift. Die äußeren Hüllblätter, zwischen denen sich der Samen befindet, werden nicht entfernt.

Das Saatgut hält sich sicher drei bis 5 Jahre.

 

Samen der Gartenmelde, Heidi Lorey, VENHinweis

Gartenmelde sät sich leicht selbst aus und ist dann besonders wüchsig. Meist reicht es, ein bis zwei Pflanzen über Winter stehen zu lassen. Das ergibt im Frühjahr reichlich Jungpflanzen auf den Beeten. Auch die Vögel freuen sich im Winter über die zahlreichen Samen.

 

 

 

 

Bohnen

Bamberger blaue, Renate Düring, VENEgal, ob Sie eine Buschbohne oder eine Stangenbohne vermehren, wichtig ist, dass für die Saatguternte die Hülsen gut ausgereift und rascheltrocken sind. Beernten Sie mehrere Pflanzen.

Die Buschbohnen werden in der Regel nun vollständig ausgereift und rascheltrocken an den absterbenden Pflanzen sein. Sie können die gesamten Pflanzen rausziehen und für ein paar Tage im Ganzen zum Trocknen aufhängen.

Stangenbohnen sind in der Regel jetzt noch grün. Bitte haben Sie noch ein wenig Geduld und warten Sie möglichst ab, bis die Pflanzen in Gänze abgestorben sind. Falls nun ab Mitte September eine ausdauernde feuchte Witterung von mehr als zwei Wochen einstellen sollte, so kann es sinnvoll sein, auch noch nicht vollständig ausgereifte Pflanzen auszureißen und als ganze Pflanzen hängend nachreifen und austrocknen zu lassen. Trockene Bohnen können Sie nicht mehr mit Ihrem Fingernagel einritzen. Die Bohnen werden von Hand aus den Hülsen ausgelöst. Dabei auf einen Befall mit Bohnenkäfern achten. Ein Befall ist an den kleinen runden Löchern in den Bohnen gut zu erkennen. Diese Körner werden aussortiert.

Ganz wichtig! Die Bohnen bitte für drei Wochen einfrieren. Die Kälte tötet eventuell noch vorhandene Larven und Eier des Bohnenkäfers ab.

 

 

Erbsen

Die Saatguternte wurde im Newsletter # 5 (http://saatgutleihen.de/node/85#gemuese) beschrieben.

Filmtipp: Sehr empfehlenswert von Longo Mai (https://www.diyseeds.org/de/film/pea/) und dieser Beitrag von Haiko Kuntze (https://watchbetter.com/video/a752348f-6a27-41a2-9539-b0f785728c93).

 

 

Kein Saatgut geerntet? Was nun?

Text zum Ausdrucken (pdf)

Bitte lassen Sie sich von einem Misserfolg nicht frustrieren. Das Gärtnern führt auch bei passionierten Hobbygärtnern ebenso wie bei den Profis nie zu einem 100 % Erfolg. Die Profis kalkulieren mit bis zu 50 % Ausfall bei ihrer Gemüseernte. Die Saatguternte braucht einen noch längeren Atem und passende Witterungsbedingungen.

Für uns ist es ein Erfolg, wenn Sie mit Lust und Neugier auf ein neues Thema dabei gewesen sind. Sie werden auf jeden Fall, so hoffen wir, einige neue Erfahrungen geerntet haben:

  • Ernte von neuen Kompetenzen über Aussaat und Pflege von Gemüsepflanzen bis zur Saatguternte.

  • Ernte von Wissen darüber, warum es so wichtig ist, sich für die biokulturelle Vielfalt unser Nahrung zu interessieren.

  • Ernte von kleinen Geschichten über besondere Sorten, ihre Namen und ihre Herkunft.

Und wenn es gut läuft, zusätzlich noch

  • Ernte von schmackhaftem Gemüse, das es so nicht im Supermarkt zu kaufen gibt.

  • Ernte von einer überraschend großen Menge an Saatgut. Neben der Rückgabe von Saatgut an Ihre Bibliothek können Sie von Ihrer Ernte Tütchen als kleines Geschenk für Ihre Freunde befüllen.

Misserfolg haben wir in unserem Projekt mit einkalkuliert. Wir wissen, dass längst nicht jeder es schaffen wird, wieder Saatgut aus seinem ausgeliehenen Saatgut zu gewinnen. Es fallen immer wieder aus den unterschiedlichsten Gründen Saatguternten aus. Dafür wird in einem anderen Garten umso mehr geerntet, so dass unterm Strich mehr als reichlich Saatgut vorhanden ist und zurück gegeben werden kann.

Saatgutetikett, VENBitte keine anderen Sorten bei Ihrer Rückgabe untermogeln. Die Sorten, die wir ausgeben, sind alle überprüft hinsichtlich korrektem Etikett und Qualität des Saatgutes. Alle von uns angebotenen Sorten sind samenfest und haben keine Handelszulassung. Bitte geben Sie ausschließlich gut getrocknetes Saatgut von gesunden Pflanzen zurück. Wenn Sie mehr als eine Tüte zurückgeben möchten, bitte alle Informationen von der ausgeliehenen Saatguttüte übernehmen.

Eine Bastelanleitung für Saatguttüten finden Sie in dem Newsletter # 5 „Saatgut zurückgeben, aufbewahren und verschenken“ (http://saatgutleihen.de/node/85#saatgut).

Viele Bibliotheken bieten Zweierlei an: Eine Kiste mit Saatgut für den Verleih und eine zweite Kiste mit Saatgut zum Mitnehmen. In dieser zweiten Kiste finden Sie Sorten ohne genauen Sortennamen, teilweise mit wenig Angaben auf dem Etikett und es können Handelssorten sowie Nachzucht aus Hybriden dabei sein. Für diese zweite Kiste freut sich jede Bibliothek über weitere Gemüsesorten, Blumen und Kräutern von Ihnen.


 

 

Buchcover Erbsenarlarm, Renate DüringUnser Buchtipp

Irmela Erckenbrecht: Erbsenarlarm! Köstliche Geschichten und Rezepte rund um die Prinzessin auf der Erbse. Pala Verlag

Dieses kleine Buch eignet sich hervorragend als Bettlektüre, ebenso ist es ist gut zu lesen auf einem schattig-lauschigen Plätzchen im Garten, im Optimalfall mit Blick auf das Erbsenbeet. Es eignet sich auch gut zum Verschenken. Kleine Geschichten rund um die Erbse wechseln sich ab mit Märchen, etwas Hintergrundwissen, kleinen Gedichten und natürlich viel nationalen und internationalen Erbsenrezepten.

 

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